Texte

Konfliktferne

30.01.2007
Pressetext zur Ausstellung im Siemens _artLab
Simone Christl

Ellen Semen zeigt in der derzeitigen Ausstellung im Siemens_artLab Werke aus den letzten eineinhalb Jahren. Es sind dies Bilder mit märchenhaftem, historischem und autobiografischem Bezug. Bilder zwischen Traum und Wirklichkeit, die als „konfliktferne Zone“ angelegt, auch weniger Gewalt zeigen als ihre früheren Werke. Finden die Betrachter der Frühwerke noch bedrohende Gestalten über der Bildfläche verteilt, ist das Verbrechen in den neueren Arbeiten meist schon passiert bzw. kann es sogar abgewendet werden.

In der „Erschießung“ steuern mordende Roboter auf ein Selbstportrait der Künstlerin zu - Ellen Semen versucht ein Friedensangebot mit einer Blume und die Verfolger werden mit wucherndem Efeu zurückgehalten.

Blumen und Pflanzen sind ein Leitmotiv in der Kunst von Ellen Semen. Insbesondere in ihren „Blumenbildern“ spielen sie die Hauptrolle. Sie bilden den Gegenpol zu Waffen und Gewalt, die in ihren Traumwelten ebenfalls fast immer zugegen sind.

Formal lassen sich zwei Richtungen unterscheiden – einerseits sind das die mit vielen, kleineren Pflanzenmotiven ausgestatteten „Blumenbilder“. Andererseits entsteht gleichzeitig oder abwechselnd zu diesen eine Werkreihe, die großflächiger und geradliniger angelegt ist. Hier haben die Figuren mehr Platz zum agieren. Aus dieser Serie sind in dieser Ausstellung drei Arbeiten zu sehen, die „Erschießung“, „Helden vor“ und „Superman“.
In „Helden vor“ lässt sich die Künstlerin von barocken Einflüssen inspirieren. Ein moderner Putto bedroht die im Zentrum stehende Schönheit. Rundum gruppieren sich Männer, die sie ebenfalls beschuldigen oder aber sie beschenken und ihre Füße küssen. Die Protagonisten symbolisieren fast alle Antihelden, die durchaus auch im realen Leben der Künstlerin vorkommen. Sie ist aber auf der Suche nach ihrem Helden! Hat sie ihn schon gefunden – vielleicht finden wir ihn in dem Bild?

Ein Hauptwerk der Blumenbilder-Serie ist das Gemälde „Schlafendes Flittchen“. In diesem Bild liegt eine schöne Tote, beobachtet von den 4 Evangelisten, Rambo und einer Kindersoldatin. Für die Soldatin diente eine Postkarte als Vorlage, auf der das Bombardement von Nancy, um 1916 dargestellt ist (mit der Kinderfigur, die eine riesige Bombe hält). Es sind dies alles historische Begebenheiten, die von Ellen Semen für ihre Phantasieszene aufgegriffen werden.
In vielen Bildern, wie auch in „Schwarzes Loch“ und „Niemandsland“ spielen verwundete Frauen die Hauptrolle. Dennoch sind Ellen Semens neue Arbeiten als Hoffnungsbilder zu lesen. Sie selbst meint: „sie sind zwar dunkel angelegt, aber hell erwünscht“. Es sind Sehnsuchtsbilder von einer konfliktfreien Welt.