Ganz normale Gewalt
21.06.2006
Pressetext Galerie Ernst Hilger
In ihren aktuellen Bildern thematisiert Ellen Semen die beängstigende massenkulturelle Dauermobilisierung des Krieges.
Ganz normale Gewalt
Der Krieg tobt in den Wohnzimmern. Die Globalisierung des Schreckens visualisiert sich zur Hauptabendzeit – mitten in der familiären Idylle und doch so weit. Zerschundene und zerstörte Körper gehören zur Fernsehwirklichkeit und steigen durch die übersteigerte Inszenierung der Nachrichten zur hingenommenen Alltäglichkeit auf. Was ist wirklicher: Aufnahmen aus dem Irakkrieg von ins Fadenkreuz genommenen Menschen und Häusern oder kindlich gezeichnete Comic- und Computerfiguren, die sich mit einer utopisch überzeichneten Waffe in der Hand den Weg freischießen? Gewalt verkauft sich, Gewalt ist „In“.
Kriegerische Massenkultur
Auf dieser pervertierten Kooperation von spielerischer Unschuld und real existierendem Entsetzen bauen die Bilder von Ellen Semen auf. Sie setzen Harmloses scheinbar kommentarlos neben Grauenhaftes. Der Entfremdung in Gestalt künstlicher, nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten designter Manga-Figuren steht unmittelbarer Realismus in Form collagierter oder realistisch reproduzierter Abbildungen aus Fotoreportagen gegenüber. Die künstliche Inszenierung kippt so unvermittelt in das Schreckliche, das Naive ins Katastrophale. Ellen Semens Bilder passen zu einer Medienkritik, die vor dem Horror einer kriegsbereiten Gesellschaft warnt.
Zu sehen sind die wunderbar schrecklichen Bilder der gebürtigen Hamburgerin und in Wien lebenden Künstlerin in der Galerie Ernst Hilger. Auf einer Ausstellungsfläche von über 350 m2 zeigt die Galerie in bis zu neun Ausstellungen und zahlreichen Events ein Programm von Klassischer Moderne bis zur zeitgenössischen internationalen und österreichischen Kunst.
Plain normal violence
The main theme in Ellen Semen’s (born in Hamburg and living in Vienna) current paintings is the alarming permanent flaunting of war related topics in today’s mass culture. Here trivial is set next to
the atrocious. The estrangement in the form of artificially designed manga-figures stands next to realism expressed in the form of collages or realistic reproduced afterimages from photo reportages.
These wonderful horrid paintings can be viewed in the Gallery Ernst Hilger.
Galerie Ernst Hilger
Dorotheergasse 5, 1010 Wien
Tel.: +43-(0)1-512 53 15
Fax: +43-(0)1-513 91 26
E-Mail: ernst.hilger@hilger.at
www.hilger.at, www.contemporary.at
Öffnungszeiten: Di–Fr 10–18 Uhr, Sa 10–16 Uhr